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Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Mittwoch, 23. Mai 2012

Von Türmen, Damen und Killern

Der Turm der lebenden Leichen (Tower Of Evil)
GB/USA 1972
R.: Jim O' Connolly


Worum geht's?: Penelope (Candace Glendenning) ist die einzige Überlebende einer blutigen Mordnacht auf Snape Island, in welcher ihre drei Freunde und ein Fischer auf bestialische Weise dahingemetzelt wurden. Als der Polizei bevorzugte Verdächtige ist sie in psychiatrischer Behandlung, während an anderer Stelle sich ein Team von Archäologen zu eben genau dieser Insel mit dem einsamen Leuchtturm aufmacht, wo sich das Verbrechen ereignete.
Der Grund: ein venezianischer Speer, mit dem eines der Opfer (Robert Askwith) praktisch an die Wand genagelt wurde, und der Anlass zur Vermutung einer vor 3000 Jahren angelegten, unterirdischen Kultstätte dieser Götzenanbeter auf Snape Island liefert.
Zusammen mit einem von Penelopes Familie engagierten Ermittler (Bryant Haliday) trifft das Team auf der unheimlichen Insel ein und lässt sich im spinnwebverhangenen Leuchtturm nieder - doch die Morde beginnen schon bald von Neuem!


Wie fand ich's?: Dieser britische Beitrag hat es in das von mir wenig geliebte Buch "Die schlechtesten Filme aller Zeiten" von Giesen und Hahn geschafft. Meiner Erfahrung nach, spricht gerade das nicht selten für Qualität oder zumindest für einige unterhaltsame Minuten (und dies nicht nur für den eingefleischten Trashfan).
Auch hier waren schnell alle Zweifel beseitigt, beginnt der Film doch direkt ungemein atmosphärisch und blutig, mit einem Massaker in einem schön gestalteten Leuchtturm, der von creepy Nebelschwaden umwabert wird.

Das sieht in den besten Momenten aus, wie in einer Hammer-Produktion aus den 70ern; inklusive hohem Gore- und Sleazegehalt. Die Schauspieler sind nicht erste Garde, tun aber durchaus ihr Bestes; auch wenn die Damen mithin nur gut aussehen müssen und ab und an einen spitzen Schrei vorm Ableben von sich geben sollen.
Der deutsche Titel zielte auf eine Auswertung im Fahrwasser der Zombiestreifen-Welle zu Beginn der 80er ab; so wurde auch an der Synchronisation rumgefuscht, um aus den wahnsinnigen Killern mal eben Untote zu zaubern.
Dabei schmeißt das Drehbuch doch auch schon in der Originalfassung alles zusammen, was Spaß verspricht: die abenteuerliche Suche nach Jahrtausende alten Artefakten, eine Psychotherapie mit groovy Lichtorgeleinsatz und zwei "Monster", die den Kenner etwas an den ebenfalls tollen Death Line (GB 1973, dt.: Tunnel der lebenden Leichen) erinnern, der hierzulande die gleiche Titelproblematik hinnehmen musste.
Also vergesse man den obenerwähnten Bucheintrag geflissentlich und begebe sich auf die Reise nach Snape Island - man wird es nicht bereuen.


Fazit: Als hätte Pete Walker einen Abenteuerfilm drehen wollen! Doller, altmodischer Adventure-Slasher - oft unfreiwillig komisch; ebenso oft freiwillig unterhaltsam.

Punktewertung: 8 von 10 Punkten