Egal ob Exploitation, Gialli, Horror oder Sci-Fi...
Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Samstag, 12. Mai 2012

Skandal im Sperrbezirk

Totaler Sperrbezirk (Forbidden Zone)
USA 1982
R.: Richard Elfman


Worum geht's?: Freitag, der 14.April.
Um 16:00 versteckt der Zuhälter Huckleberry P. Jones im Keller eines leerstehenden Hauses eine Ladung Heroin, als er unvermutet durch eine sonderbare Tür stolpert und in die "verbotene Zone" gelangt, welche sich als eine bizarre Mischung aus Lewis Carrolls Wunderland, Disney Land, dem Playboy Mansion und einem Folterkeller entpuppt. Dem fast zu Tode erschrockenem Unhold gelingt die Flucht, doch er verkauft das Gebäude im folgenden an die ebenso bizarre Familie Hercules.
Deren Tochter Frenchy (Marie-Pascale Elfman) ist fasziniert von den Gerüchten um die sich angeblich in der sechsten Dimension befindlichen Zone. Als auch sie hinter der Tür im Keller verschwindet machen sich zunächst ihr sehr verlebt wirkender Bruder Flash (Phil Gordon) und ihr ebenso aggressiver wie stummer Großvater (Hyman Diamond) auf,sie zu suchen.
Sie stoßen dort auf den kleinwüchsigen König Fausto (Hervé Villechaize), dessen temperamentvoller Königin (Susan Tyrrell) und der ständig oben-ohne im Unterhöschen herumflitzender Tochter (Gisele Lindley), sowie einer weiteren wahren Unmenge von sonderbaren Kreaturen (darunter auch das Performance-Kunstduo The Kipper Kids).
Der auf Anhieb in die ständig ebenfalls mit französischem Akzent palierende Frenchy verliebte, kleine Potentat sieht sich schnell mit der rasenden Eifersucht seiner Frau konfrontiert, welche die Nebenbuhlerin in den Folterkeller werfen lässt und beauftragt ihre Tochter auch sogleich mit der Exekution Frenchys.
Als dann noch Frenchys Vater und ihr ständig vor Furcht mit den Armen den Ententanz vollziehender Klassenkamerad Squeezit (Matthew Bright) in das Paralleluniversum geraten; der Satan (Danny Elfman) persönlich ein Lied zu singen hat und die Dinge insgesamt komplett chaotisch werden, läuft alles auf ein im wahrsten Sinne des Wortes explosives Finale zu.


Wie fand ich's ?: Es gibt Filme die muss man gesehen haben um sie zu glauben.
Als die musikalische Theatergruppe The Mystic Knights Of Oingo Boingo zum Ende der 70er Jahre mit den drei Jahre dauernden Arbeiten an Forbidden Zone begannen, hatte die Welt bereits Kultfilme wie Richard O'Briens The Rocky Horror Picture Show erlebt und hätte so eigentlich auf den gebündelten Wahnsinn dieses Streifens vorbereitet sein können.
Richard und Danny Elfman, die Köpfe des 1972 gegründeten, oft um die zehn Personen umfassenden Künstlerkollektivs, interessierten sich seit einigen Jahren mehr und mehr für Film und Filmmusik und wollten nun die Essenz ihrer legendären Liveperformances auf Zelluloid bannen.
Zusammen mit Freunden (der aus aus dem Bond-Film The Man With The Golden Gun und Fantasy Island bekannte Hervé Villechaize war nach einigen Aussagen der einzige bezahlte Darsteller am Set), Bekannten und Verwandten (Marie-Pascale Elfman war die Ehefrau des Regisseurs), gossen sie ihre oft sehr nostalgischen Musiknummern in handgemalte, an den deutschen Expressionismus angelehnte, Szenarien. Hinzu kommen ebenso witzige, wie herrlich altmodische Animationen und Stop-Motion-Tricks; fertig war der kalkulierte Wahnsinn.
Gedreht wurde aus Kostengründen in schwarz-weiß; der Plan war jedoch jeden Frame in Übersee nach Drehende von Hand nachkolorieren zu lassen - ein Plan, der jedoch des lieben Geldes wegen irgendwann im Sande verlief, bis 2008 tatsächlich doch noch eine von der Firma Legend Films angefertigte Farbfassung auf DVD das Licht der Welt erblickte.
Die Kritik nahm den Film zur Zeit seiner Veröffentlichung jedoch eher negativ auf. Den Autoren wurde Rassismus und Antisemitismus vorgeworfen und das, obwohl es sich bei den Elfmans selbst um Anhänger des jüdischen Glaubens handelt und die Szenen in denen ein Schauspieler mit einem so genannten Blackface gezeigt wird (d. h. ein weisser Darsteller färbt sich des Gesicht bis auf die Augenhöhlen und den Mundbereich schwarz), ganz klar eine nostalgische, direkte Hommage an das US-Kino und die Vaudeville-Theaterszene der 20er und 30er Jahre darstellen.
Trotzdem trägt auch Forbidden Zone heute zu Recht das Siegel des Kultfilms, ohne jedoch in Deutschland (trotz eines nun sehr gesuchten VHS-Releases) je wirklich ein verdientes Publikum gefunden zu haben.
Ein Werk des heute vielbeschäftigten Danny Elfman sollte jedoch jedem Leser bekannt sein: das Titelthema der allseits beliebten Zeichentrickreihe The Simpsons!


Fazit: Ein hierzulande gänzlich übersehener Kultfilm mit wahnwitzigen Einfällen, der es mehr als verdient endlich wiederentdeckt werden!

Punktewertung: 8,75 von 10 Punkten.