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Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Donnerstag, 7. Juni 2012

Kein Schwein ruft mich an...

Ein Mann geht aufs Ganze (L' Assassino... è al telefono)
I/B 1972
R.: Alberto De Martino 


  Worum geht's?: Ostende in den frühen 70ern. Die Schauspielerin Eleanor Loraine (Anne Heywood) begegnet beim Verlassen eines Schiffes im Hafen zufällig einem stämmigen Glatzkopf mit Sonnenbrille (Telly Savalas - wer sonst?) und erleidet daraufhin einen schweren Nervenzusammenbruch. 
Als sie wiedererwacht, hat sie alle Erinnerungen an die letzten Jahre verloren, ebenso wie die Kenntnis um den Mord an ihrem Liebhaber Peter. 
Doch das interessiert den Killer mit der Glatze recht wenig; er sieht in Eleanor nur einen unerledigten Job. So beginnt er die verunsicherte Frau langsam zu umkreisen, wie ein Raubtier seine Beute. Und dann schlägt er zu. 
Doch es stellt sich nebenher auch immer die Frage: wer ist der Auftraggeber der Morde?


Wie fand ich's?: Alberto De Martino kann man nicht zu den großen Maestros des Italokinos zählen. Vielmehr handelt es sich bei ihm um einen fähigen Handwerker, der seiner Profession ohne wirkliche Höhepunkte verfolgte.
So kann man auch diesem Film eine solide Machart zubilligen und mit Savalas und Heywood wurden zudem zwei internationale Namen für den Cast verpflichtet. 
Nicht, dass Savalas mehr als gefühlte zwei Zeilen Text zu sprechen und lediglich etwas bedrohlich aus der Wäsche zu schauen hätte; aber man gönnt dem Sympath eigentlich auch heute noch den bezahlten Belgienurlaub und sieht ihn im Geiste seine Gage an den Spieltischen Brügges und Ostendes durchbringen. 
Die Heywood war mal mit 17 "Miss Great Britain", trägt dazu passend den wunderbaren bürgerlichen Namen Violet Pretty und kam über das Theater zum Film, wo sie zumeist in dramatischen Rollen besetzt wurde. In L' Assasino... è al telefono wirkt sie mit ihrer unterkühlten Erotik als fremdgehende Ehefrau mit Amnesie vielleicht etwas deplatziert, der Rest der Besetzung schlägt sich jedoch recht wacker, wie nicht zuletzt die gialli-erfahrene Rossella Falk in der Rolle der arroganten Theaterbesitzerin.
Die Story besitzt, die für's Genre nicht unüblichen Logiklöcher (warum z. B. hat Eleanor sich nicht bereits vor Jahren um die Umstände von Peters Tod gekümmert?), die finale Auflösung mag etwas vorhersehbar sein, dennoch wird man (zumindest als Freund dieser Filmgattung) recht gut unterhalten.
Der italienische Titel (wörtlich: Der Mörder... ist am Telefon) will den Film zu Recht klar im Genre des Thrillers bzw. Giallos verorten - doch wird im ganzen Film nicht einmal von Seiten Savalas telefoniert (oder sollte man sagen telly-foniert?). Der deutsche Titel erinnert seinerseits eher an einen Charles Bronson-Streifen und sollte seinerzeit vermutlich ein eher actionorientiertes Publikum in die Lichtspielhäuser locken.


Fazit: Netter Italo-Thriller - jedoch eigentlich nur eine Marginalie

Punktewertung: 6 von 10 Punkten