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Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Dienstag, 12. Juni 2012

Kopfjäger in Boston

Terror Eyes - Der Frauenköpfer (Night School)
USA 1981
R.: Ken Hughes


Worum geht's?: Im Umfeld des an einer Abendschule unterrichtenden Anthropologie-Dozenten Vincent Millett (Drew Snyder) werden mehrere enthauptete Frauen aufgefunden.
Lt. Judd Austin (Leonard Mann) untersucht den Fall und stößt auf des Professors schöne Assistentin Eleanor (Rachel Ward), einen linkischen Spanner und eine lesbische Lehrerin.
Was ist das Motiv des Mörders in der schwarzen Motorradmontur? Warum landen alle Köpfe seiner Opfer Unterwasser? Und wie kann man ihn aufhalten?


Wie fand ich's?: Wenn sich jemand mit den mächtigen Köpfen der EON-Productions, Albert R. Broccoli und Harry Saltzman, anlegte, so konnte er sich danach eine weitere Mitarbeit in der Regel abschminken.
Nicht so Ken Hughes, der als einer von fünf Regisseuren, die extrem unausgegorene James-Bond-Parodie Casino Royale (GB 1967) mitverbrochen hatte. War Broccoli zunächst "not amused", so nahm er doch bereits ein Jahr später den von dem Projekt wenig begeisterten Hughes für die Ian-Fleming-Adaption Chitty Chitty Bang Bang (GB 1968) selbst unter Vertrag. Ob es dabei hauptsächlich an Hughes Talent oder Preis lag, kann heute dabei nur spekuliert werden.
Fakt ist, dass der Film zu einem immensen kommerziellen Erfolg wurde und Hughes sich nun vermutlich nur noch Wunschprojekten widmen musste. Nach einer Verfilmung des Leben Oliver Cromwells unter dem schlichten Titel Cromwell (GB 1970 dt.: Cromwell - Der Unerbittliche) und einigen weiteren Filmen in verschiedenen Genres (daneben unzählige Drehbücher für's britische TV), sollte Hughes letzter Kinofilm jedoch ausgerechnet der Slasher Night School werden.
1981 war die Slasher-Welle praktisch auf ihrem (kommerziellen) Zenit angelangt und Sequels wie Halloween II (USA 1981) und Friday The 13.th II (USA 1981) wurden an den Kinokassen trotz relativ bescheidener Budgets extrem erfolgreich.
Wenn man sich Night School anschaut, kann man ebenfalls kaum von einem erkennbaren Budget sprechen und das in praktisch allen  Bereichen.
Die Darsteller sind, na ja, so eben noch als Darsteller zu bezeichnen, die Locations in Boston nicht der Rede wert und das Drehbuch lässt entweder, den Versuch einer offensichtlichen frühen Parodie des Genres (man vergleiche den ebenfalls 1981 erschienen Klopper Pieces (E/USA 1981 Originaltitel: Mil gritos tiene la noche) von Juan Piquer Simon) oder das Unvermögen bzw. völlige Desinteresse der Beteiligten, erkennen.
Trotzdem (oder gerade deshalb) macht der Film tatsächlich richtig Spaß.
Sieht man von dem für einen Slasher zu dieser Zeit sehr geringen Gore-Gehalt ab, erwartet den Zuschauer ein solider Genrebeitrag, der einige Klischees sicher bedient und den Mörder relativ offensichtlich erscheinen lässt, durch eine amüsante Pointe am Ende (die ich hier freilich nicht verraten möchte) aber doch noch eine interessante Wendung erfährt.


Fazit: Ein unterbewerteter, kleiner Film, der zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist.

Punktewertung: 6,25 von 10 Punkten