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Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Dienstag, 3. Juli 2012

Söhnchen wildert im Action-Dschungel

The Blastfighter - Der Exekutor (Blastfighter)
I/F 1984
R.: Lamberto Bava


Worum geht's?: Nachdem er jahrelang für den Tod des Mörders seiner Frau hinter Gittern verbracht hat, zieht sich der toughe Excop "Tiger" Sharp (Michael Sopkiw), unfähig erneut an der Person zu rächen, die ihn hinter Gitter gebracht hatte, ins Grüne zurück.
Doch statt der erhofften Ruhe trifft er auf eine Reihe von rücksichtslosen Jugendlichen, welche reihenweise Wild niedermetzeln,um dies an einen Asiaten zu verscherbeln, der aus den noch zuckenden Kadavern Aphrodisiaka für seine Landsleute  herstellt.
Es stellt sich heraus, dass der Vater des blutrünstigsten Tierschlächters ein alter Freund von Sharp ist (George Eastman), der nun eine Holzmühle besitzt und das Treiben seines Sohnes und dessen Kumpane mit latentem Bedauern billigt.
Die ganze Angelegenheit spitzt sich weiter zu, als Sharp unvermutet Besuch von seiner Tochter Connie (Valentina Forte) erhält, welche nach dessen Abwesenheit im Knast nun endlich ihren Vater kennenlernen will.
Weitere Angriffe der aggressiven Dorfjugend folgen und nachdem es erste Tote gibt, befinden sich Vater und Tochter auf der Flucht vor einer ganzen Rotte von Wilderern.
Es kommt zu einem blutigen Showdown in den Wäldern, welcher von beiden Seiten tragische Opfer fordert.


Wie fand ich's?: Blastfighter ist kurz gesagt ein direktes Rip-Off des zwei Jahre zuvor erschienenen First Blood (USA 1982 R.: Ted Kotcheff dt.: Rambo), der ja bereits Elemente aus Deliverance (USA 1972 R.: John Boorman dt.: Beim Sterben ist jeder der Erste) bzw. dem Klassiker The Most Dangerous Game (USA 1932 R.: Ernest B. Schoedsack/Irving Pichel dt.: Graf Zaroff - Genie des Bösen) sehr erfolgreich aufgegriffen hatte.
Konnte man in First Blood noch einen Post-Vietnam-Subtext erkennen, so ist Lamberto Bavas Film nur noch ein solide inszenierter Actionfilm, der allerdings gut zu unterhalten weiß und ursprünglich als Regiearbeit für Lucio Fulci vorgesehen war, welcher sich aber lieber I guerrieri dell'anno 2072 (I 1984 dt.: Die Schlacht der Centurions) zuwandte.
Lamberto Bava ist der Sohn des großen Maestros Mario Bava (1914 - 1980), der uns zahlreiche Klassiker bescherrte (s. h. http://dieseltsamefilme.blogspot.de/2012/05/girl-who-knew-too-much-la-ragazza-che.html) und dessen Sohn leider nicht wirklich sein Talent erbte.
Wo Vater Mario zumeist ein innovativer Filmmagier war, da ist sein Sohn nur mehr ein mitunter gewissenhafter Handwerker, dessen Werke qualitativ recht unterschiedlich daher kommen und praktisch nur für eine schnelle, kommerzielle Auswertung produziert werden.
Dass Blastfighter dabei etwas aus dem sonstigen Schaffen Bavas herausragt, liegt an den sorgfältig ausgewählten Locations und den recht gut agierenden Schauspielern, darunter vor allem Michael Sopkiw, der sich nach nur vier Filmen (alle im Italo-Exploitationgenre, s. a. ) aus dem Filmgeschäft zurückzog um sich nach einem Studium mit seiner Firma Miron Glass in den USA selbstständig zu machen, welche Glasflaschen für pflanzliche Medikamente vertreibt.
Sopkiw wirkt hier ein wenig wie ein Mix aus Chuck Norris und Franco Nero (wenn so was vorstellbar ist...) und Bava schafft es mit seiner Hilfe sogar, die Nebenhandlung der rührigen Vater- und Tochterzusammenführung ohne zu viel Kitsch und Pathos einzufügen. Ausserdem ergänzt er sich fabelhaft mit Co-Star George Eastman, mit dem Sopkiw bereits hier: http://dieseltsamefilme.blogspot.de/2012/07/weltuntergang-jetzt.html zusammenarbeitete.
Die Action ist ebenso gut wie der Rest inszeniert und wartet mit einigen (wenn auch wenigen) Oho-Momenten auf und kommt teilweise alles andere als blutarm daher, was auch an Sharps Hightech-Schrotflinte bzw. -Granatwerfer liegt, welche vermutlich der feuchte Traum jedes Waffennarren ist.
Die Schlusseinstellung auf der Hauptstraße ist in ihrer zynischen Konsequenz noch sehr erwähnenswert, soll hier jedoch wie immer nicht verraten werden.


Fazit: Recht rüde, aber gut geklaut - für Fans von deftiger 80er Jahre Action ein Geheimtipp!

Punktewertung: 6,75 von 10 Punkten