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Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Samstag, 25. August 2012

Kriminelles Skelett auf der Jagd nach heißen Steinen

Kriminal
I 1966
R.: Umberto Lenzi


Worum geht's?: Obwohl der smarte Superganove Kriminal (Glenn Saxson) wegen des Raubs der britischen Krone aus dem Tower bereits den Strick um den Hals gelegt bekommt, gelingt ihm mithilfe des cleveren Inspektors Milton (Andrea Bosic) in letzter Sekunde doch noch die Flucht.
Dessen Plan, dass der Schurke, welcher bei seinen Coups stets einen hautengen, gelben Anzug im zeitlosen Skelett-Design trägt, ihn direkt zu der immer noch verschwundenen Krone führt, geht jedoch nicht auf - Kriminal verschwindet in der Masse und schenkt dem gedemütigten Milton einfach das Prachtstück, da er für eine solche Preziose leider keinen Käufer finden konnte...
Wieder auf freiem Fuß plant Kriminal nun einen Diamantenraub, bei dem seine, von der Besitzerin angestellte, Ex-Frau Margi (Maria Luisa Rispoli) wichtige Informationen über den Transportweg besorgen soll.
Ein aufwendiges Verwirrspiel wird vorbereitet, um etwaige Diebe durch den Einsatz der Zwillinge Trude und Inge (beide: Helga Liné) von den Diamanten abzulenken.
Was Kriminal und die hinzugezogene Versicherungsfirma nicht weiß: Lady Gold (Esmeralda Ruspoli), die Eigentümerin des Schmucks, will ohnehin einen Überfall von Kriminal vortäuschen, um so die Versicherungssumme für die Steine kassieren zu können.
Als Kriminal am Flughafen tatsächlich einen der Zwillinge überfällt und überraschenderweise für ihn dabei leer ausgeht, riecht er den Komplott und klappert nach und nach alle Verdächtigen ab.
Schließlich durchschaut er die Machenschaften der Lady Gold, seiner Ex-Frau und deren Liebhaber Alex (Ivano Staccioli) und fasst den Entschluss die Diamanten zurückzurauben.
Verfolgt von Inspektor Milton begibt sich der Lebemann, Schönling und Berufsverbrecher nach Istanbul.
Wer wird am Ende von wem übers Ohr gehauen und wer erbeutet die Diamanten? Kann Kriminal erneut dem Zugriff der Polizei entgehen? Und wer ist die schöne Blondine, die ihn aus London zu kennen glaubt?


Wie fand ich's?: Als fumetti neri bezeichnet der Italiener eine düstere Spielart des klassischen Superheldencomics.
Hier stehen meist äußerst raffinierte Verbrecher in einfallsreichen, figurbetonenden Outfits im Vordergrund der Geschichten, welche zudem ordentlich mit Erotik und Gewalt abgeschmeckt wurden.
Als bekannteste Verfilmung einer fumetti neri-Serie gilt Mario Bavas Meisterwerk Diabolik (I/F 1968 dt.: Gefahr: Diabolik) mit John Philip Law in der Titelrolle des gewitzten Gangsters.
In dem ebenfalls 1968 entstandenen Satanik (I/E R.: Piero Vivarelli), einer sleazigen Jekyll/Hyde-Variante, bezirzt Magda Konopka als Ärztin reiche Galane, um diese dann ihres Geldes zu entledigen.
Sowohl Satanik, wie auch der hier besprochene Kriminal stammen aus den Federn der Italiener Roberto Raviola (aka. Magnus) und Luciano Secchi (besser bekannt unter seinem Pseudonym Max Bunker) und waren zur Mitte der 60er Jahre so populär, dass sich eine Kinoadaption in beiden Fällen geradezu aufdrängte.
Den Anfang machte Umberto Lenzi 1966 mit Kriminal; in der Hauptrolle stand der Holländer Glenn Saxson vor der Kamera, welcher als Roel Bos 1942 in Den Haag das Licht der Welt erblickt hatte.
Neben Saxson kann man Italofilm-Veteranin Helga Liné in einer Doppelrolle als sinistere Zwillinge Trude und Inge bewundern.
Lenzis Arbeit ist mehr als solide, man sieht dem Film sein Budget jederzeit an und die Story ist, im Gegensatz zu dem z. B. etwas ziellos dahinplätschernden Satanik, gut und abwechslungsreich konstruiert.
Da ist es besonders schade, dass Lenzi heute zumeist mit seinem eher als mittelmäßig zu bezeichnenden, extrem trashigen Spätwerk wie Incubo sulla città contaminata (I/MEX/E 1980 dt.: Großangriff der Zombies) in Zusammenhang gebracht wird, sich aber leider eher Wenige an seinem sehr interessanten Frühwerk delektieren...


Fazit: Wer den Genrehöhepunkt Diabolik mag, kann hier nichts verkehrt machen. Spannende Unterhaltung jenseits von Spiderman und Konsorten.

Punktewertung: 7,75 Punkten von 10