Egal ob Exploitation, Gialli, Horror oder Sci-Fi...
Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Mittwoch, 5. September 2012

Douglas und der Antichrist

Inferno 2000 (Holocaust 2000)
I/UK 1977
R.: Alberto De Martino

 
Worum geht's?: Robert Caine (Kirk Douglas) will der Welt eine neue, preisgünstige Energiequelle schenken und plant, unterstützt von seinem erwachsenen Sohn Angel (Simon Ward), im Mittleren Osten ein Kernkraftwerk zu bauen.
In sieben Türmen sollen Laserstrahlen auf Atome treffen, um diese zu spalten; auf diese Weise soll bald praktisch die ganze Welt ihren Strom erzeugen.
Doch dann wird Caines Frau Eva (Virginia McKenna), welche die Aktienmehrheit am Familienunternehmen hält und den Bau des Kraftwerks stoppen will, bei einem Sektempfang von einem Attentäter erstochen, welcher nach seiner Einlieferung in Dr. Kerouacs (Adolfo Celi) Irrenhaus plötzlich scheinbar prophetische Worte spricht und Caine nicht nur bezichtigt mit seiner "Saat" das Böse in die Welt zu bringen, sondern ihn auch für eine drohende Apokalypse verantwortlich macht.
Tatsächlich häufen sich bald seltsame Ereignisse, wie sonderbare Todesfälle und als Caines junge Freundin Sara (Agostina Belli) schwanger wird, glaubt der Großindustrielle nun den Antichristen in die Welt gesetzt zu haben.
Zusammen mit einem hilfsbereiten Monsignore (Romolo Valli), den er zuvor zufällig bei einer Geschäftsreise im Flugzeug kennengelernt hatte, bereitet Caine alles vor, um seine böse Saat noch im Bauch der Mutter auszulöschen...

Wie fand ich's?: Dies ist tatsächlich bereits der dritte Film Alberto De Martinos, der in diesem Blog besprochen wird, und nach einem netten Giallo (s. h. http://dieseltsamefilme.blogspot.de/2012/06/kein-schwein-ruft-mich.html) und einer pfiffigen James-Bond-Parodie (s. h. http://dieseltsamefilme.blogspot.de/2012/08/operation-schnell-absahnen.html), kommt nun noch ein Horrorfilm-Rip-Off dazu.
Plagiiert wird hier in erster Linie Richard Donners Hit The Omen (USA 1976 dt.: Das Omen), der ein Jahr zuvor an den Kinokassen eingeschlagen war und zusammen mit William Friedkins The Exorcist (USA 1973 dt.: Der Exorzist) zu den erfolgreichsten Horrorfilmen der 70er Jahre gezählt werden muss.
Dabei denkt das Drehbuch von Holocaust 2000 erstaunlicherweise die Story konsequenter zu Ende, als es der erste Teil der Omen-Reihen tut, und nimmt damit bereits einige Plotelemente späterer The Omen-Sequels Jahre zuvor vorweg.
Andererseits möchte De Martino gar keinen Hehl daraus machen, wo er hier abkupfert und fügt sogar eine unmotivierte Szene ein, in der Caines mit seinem Kind schwangere Partnerin sich vehement weigert eine Kirche zu betreten, ganz wie Damien im Original, allerdings zeigt sich in Holocaust 2000 später, dass diese Szene nicht nur scheinbar grundlos, sondern auch durch einen Plottwist jenseits aller Logik des Films existiert.
Was den Film jedoch jenseits seiner besonders inhaltlichen Mängel für (Italo-)Horrorfans absolut sehenswert macht, sind die sehr guten schauspielerischen Leistungen und die Tatsache, dass das Ensemble das, was es spielt zu jeder Zeit absolut ernst nimmt und niemals durch unangebrachtes Overacting in eine Parodie abzurutschen droht.
Wie bei The Omen wirken die wenigen Goreszenen besonders aufgrund ihrer Kürze nie so selbstzweckhaft, wie es bereits wenige Jahre später in den meisten Italo-Streifen der Fall sein sollte.
Zuletzt möchte ich noch darauf hinweisen, dass Holocaust 2000 in mindestens drei verschiedenen Schnittfassungen existiert, und man je nach dem, mal mehr mal weniger, Blut sieht, und die amerikanische Fassung dazu noch ein längeres Ende bietet, welches die Geschichte sinnvoll zu Ende bringt, wohingegen die deutsche und italienische Fassung sehr offen enden.


Fazit: Ein Höhepunkt des Plagiatskinos, denn: wenn schon klauen, dann von den Besten! Mission erfolgreich abgeschlossen...

Punktewertung: 7,5 von 10 Punkten