Egal ob Exploitation, Gialli, Horror oder Sci-Fi...
Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Montag, 10. Dezember 2012

Großer Apfel voller Maden


Die Ratte (Night of the Juggler)
USA 1980
R.: Robert Butler


Worum geht's?: Gus (Cliff Gorman) reicht's. Seine Nachbarschaft wird von den verdammten Ausländern ruiniert, die von raffgierigen Immobilienspekulanten dort hingesetzt werden, um die Grundstückspreise systematisch zu senken.
Eh arbeitslos und gewaltbereit will Gus also die Tochter des reichen Mr. Clayton entführen, um so endlich was von dem Typen wiederzubekommen, der Gus's Kiez in ein Trümmerfeld verwandelt hat.
Doch der Soziopath entführt das falsche Mädchen und greift sich statt des verwöhnten Töchterleins den Nachwuchs des Ex-Cops Boyd (James Brolin), der sofort die Verfolgung aufnimmt, koste es, was es wolle.
So bahnt sich Boyd seinen Weg durch den verrottenden Big Apple mit seinen Peepshows und Abwasserkanälen, unterstützt vom integren Lt. Tonelli (Richard S. Castellano) und der schönen Maria (Julie Carmen), gejagt von Jugendbanden und einem alten Kollegen (Dan Hedaya), der noch eine Rechnung mit Boyd zu begleichen hat - wenn es sein muss, dann auch mit der Schrotflinte...


Wie fand ich's?: Manchmal gelingt es einem Exploitationfilm besser, die Befindlichkeiten einer Zeit und/oder eines Orts besser wiederzugeben, als es mit anderen Mitteln gelingen würde.
So zeigt der hier besprochene Night of the Juggler eine von Paranoia, Existenzangst und Verrohung geschüttelte Großstadt, in der man nur mit dem unbändigen Willen zum Überleben und einer gesunden Portion Galgenhumor bestehen kann.
Der Held dieses Films ist ein abgeklärter Excop und nun Lastwagenfahrer, dessen reiche Exfrau die gemeinsame Tochter mit sich aus dem Großstadtmoloch nehmen will, was aber an der Liebe der 15-Jährigen zur Heimatstadt und zum Vater scheitert.
Auch der Bösewicht, ein Rassist und Soziopath, liebt seinen Teil der Welt, doch ist es gerade dessen Niedergang, der ihn zu seiner Tat verleitet. So kann man sogar regelrecht Mitleid mit dem armen Hund haben, was dem Film einen emotionaleren Aspekt verleiht als ähnlichen Produktionen der Zeit, wie z. B. Michael Winners Death Wish II (USA 1982 dt.: Der Mann ohne Gnade).
James Brolin macht seinen Job als unermüdlicher Jäger mehr als solide, ebenso Regisseur Robert Butler, der zumeist fürs TV gearbeitet hat, einigen aber wegen seines soliden Actioners Turbulence (USA 1997) mit Ray Liotto vielleicht ein Begriff ist.
In einer Nebenrolle als korrupter Cop kann man zudem Dan Hedaya bestaunen, dessen Augenbrauen schon Filme wie Commando (USA 1985 R.: Mark L. Lester dt.: Das Phantom Kommando) und The Usual Suspects (USA 1995 R.: Bryan Singer dt.: Die üblichen Verdächtigen) aufgewertet haben.
Einige Abstriche muss man allerdings bei der Logik der Story machen, wo man sich schon fragen darf, warum Boyd als Expolizist nicht mehr Rückendeckung bekommt und sein Problem klarer darlegt, oder seine Tochter sich kaum gegen ihren Kidnapper wehrt (Mitleid?).


Fazit: Grimmiges Zeitdokument mit guter Action, sympathischen Protagonisten und einer Metropole kurz vor dem Kollaps.

Punktewertung: 7,5 von 10 Punkten