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Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Ohne Angst mit dem Biest in Wien

Die Zuhälterin (Poliziotto senza paura)
I/AU 1978
R.: Stelvio Massi

Worum geht's?: Wally (Maurizio Merli) ist ein ständig abgebrannter Expolizist, der sich im schönen Rom als Privatdetektiv verdingt.
Sein neuster Fall führt den Scherzkeks nach Wien, wo er die Tochter eines reichen Mannes aufspüren und nach Hause bringen soll.
Dies gestaltet sich schwerer als erwartet, wird die junge Dame (Annarita Grapputo) doch von zwielichtigen Kerlen entführt, und Väterchen möchte fortan anscheinend nicht mehr das Risiko eingehen, durch das Hinzuziehen von Ermittlern, ihr Leben aufs Spiel zu setzen.
Wieder arbeitslos erfährt Wally von dem rätselhaften Unfalltod eines jungen Mädchens und macht sich daran, den Fall aus Mitleid mit der traumatisierten zu untersuchen.
Schon bald findet Wally eine heiße Spur, die zum schmierigen Stripklubbesitzer Strauss (Werner Pochath) und seiner Hauptattraktion, der Stripperin Brigitte (Joan Collins), führt.
Als Wally dann auf eine Schulkollegin des toten Kindes trifft, muss der "Fuchs" erkennen, dass es sich beim Tod des Kindes nicht um einen Unfall handelte, und dass es mehr als eine direkte Verbindung zur Verschwundenen gibt, deretwegen er eigentlich gekommen war...

Wie fand ich's?: Wenn der Co-Autor eines Films von Italo-Action-Experte Stelvio Massi, der für seine Frau-Wirtin-Streifen bekannte Österreicher Franz Antel ist, dann wundert es kaum, dass dieser Film in erster Linie mit den Nacktszenen einer jungen Joan Collins wirbt, die sich zu dieser Zeit hauptsächlich in kleinen TV-Nebenrollen und italienischer Exploitation verdingt.
Als drei Jahre später Collins als Alexis Carrington in der Serie Dynasty (1981-1989 dt.: Der Denver-Clan) für Furore sorgt, wurden diese Filme erneut in die Videoregale gestellt, um durch die neue Popularität erneut kräftig abzusahnen.
Dabei hat Poliziotto senza paura viel mehr zu bieten, als eine nackte Frau Collins und einen dummen, deutschen Titel, der tatsächlich am Ende ein vielleicht recht werbewirksamer, aber für den Zuschauer doch eher ärgerlicher Spoiler ist.
Viel weniger ärgerlich war es z. B., Maurizio Merli in der Hauptrolle zu besetzen, ist es doch letztendlich er, der den Film quasi allein über die Ziellinie trägt. Merli wirkt dabei wie eine Mischung aus Franco Nero, Tomás Milián und (meinetwegen) Tom Selleck.
Werner Pochath ist als Schurke und/oder Kinski-Ersatz immer ein passabler Akteur und nur bei Frau Collins hätte man meines Erachtens lieber zu Genre-Ikonen wie Rosalba Neri, Florinda Bolkan oder gar Edwige Fenech greifen dürfen.
Die Story erinnert an Klassiker wie Cosa avete fatto a Solange? (I/BRD 1972 dt.: Das Geheimnis der grünen Stecknadel) oder La polizia chiede aiuto (I 1974 dt.: Der Tod trägt schwarzes Leder), welche beide zuvor von Massimo Dallamano gedreht wurden und ebenfalls das Thema Kinderprostitution aufgreifen.
In Magnum Cop (so der internationale Titel von Poliziotto senza paura) wird das schwierige Terrain zusätzlich mit Merlis spitzbübischen Witz konfrontiert, was dank seines sympathischen Charms auch tatsächlich weit besser gelingt, als man erwarten könnte.

Fazit: Keine vergessene Perle, aber solide Unterhaltung für Fans von Massi, Merli oder Collins.

Punktewertung: 6,5 von 10 Punkten