Egal ob Exploitation, Gialli, Horror oder Sci-Fi...
Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Samstag, 15. Dezember 2012

Voll auf die Zwölf!

Macho Man
BRD 1985
R.: Alexander Titus Benda

Worum geht's?: Danny Wagner (René Weller) ist Playboy, Ästhet und amtierender Boxweltmeister und gottseidank gerade vor Ort, als eine Bande von Drogendealern die dralle Sandra (Bea Fiedler) überfällt und an die Nadel bringen will.
Danny zögert nicht und tut halt das, was er kann: einige Schwinger und die Dreckskerle suchen das Weite.
Da Danny anscheinend gerade einen Lauf in Sachen Verbrechensbekämpfung hat, wird auch die Bank, die er am nächsten Tag aufsucht unvermutet von Bösewichtern überfallen, doch mit der Hilfe des Karatemeisters Andreas Arnold (Peter Althof), bekommen auch diese Herren ihr Fett weg und die beiden Kampfsportler sind die Helden des Tages.
Leider hat es auch Andreas auf Sandra abgesehen, was zunächst für Spannung zwischen unseren beiden Freunden führt, doch auch andere Mütter haben schöne Töchter und so greift er sich eben schnell seine neuste Schülerin (Jacqueline Elber) als Ersatz.
In einem Showkampf "Boxen-gegen-Karate" wollen die beiden Machos aber trotzdem herausfinden, wer die dickeren Eier, ähem, Muskeln hat, doch wird das Event vorzeitig abgepfiffen, um es doch lieber den ungeliebten Dealern vom Anfang erneut zu zeigen, wo der Frosch die Locken hat, bzw. der Bartel den Most herholt.
Fäuste fliegen, Beine treten, Knochen brechen und am Ende können endlich alle fröhlich in den schwer verdienten Urlaub abdüsen.
Toll.

Wie fand ich's?: Hier ist er also, der ultimative, deutsche Exploitationfilm der 80er.
Manche behaupten sogar, dies sei der beste Actionfilm, der je in Nürnberg gedreht wurde, und das kann man wohl erst mal so stehen lassen.
Weller, der zu Glanzzeiten den Beinamen "der schöne René" trug, zeigt hier nicht nur seinen durchtrainierten Körper, nein, er zeigt auch begnadete Tanzkünste, die einem die Tränen beim Fremdschämen in die Augen treiben.
So hat besonders die grenzästhetische Discoszene aus Macho Man zur ungemeinen Legendenbildung um diesen Streifen beigetragen, der 1991 Herrn Weller wiederum zu einer Unterlassungsklage veranlasste, alle Sexszenen mit ihm aus dem Film entfernen zu lassen; was besonders inkonsequent anmutet, entledigte sich der gute Mann doch 2005 im Big-Brother-Dorf mal eben selber seiner Hose und war er doch selbst bei einer Open-Air-Vorführung des Films im Jahre 2004 schon wieder froh gelaunt (und bekleidet!) anwesend.
Ebenfalls augenreizend und skandalerregend ist die hier gezeigte, wundersame Mode der 80er, inkl. Schulterpolster, die jedem Strich in der Landschaft ein Kreuz verschafften, wie es sonst nur der unglaubliche Hulk sein Eigen nennt, oder das Tragen so enger Herrenjeans, dass man den Begriff Cameltoe auch bei Herrn Weller anwenden möchte, wenngleich etwas weiter hinten angesetzt...
Peter Althof, heute Chef einer auf Personenschutz spezialisierten Security Firma, war mal deutscher Kickbox- und Europameister im Vollkontaktkarate und körperlich sicher immer top in Form; nur eins waren er und Weller wohl nie: richtige, soll heißen: fähige Schauspieler.
Das gilt auch für die Damen Fiedler und Elber (welche sich bereits zwei Jahre zuvor beim Dreh des Karl-Dall-Kultfilms Sunshine Reggae auf Ibiza [BRD 1983 R.: Franz Marischka] kennengelernt hatten), die sicher ihre anatomischen Vorzüge hatten, aber für Sprechrollen dann doch etwas fehlbesetzt sind...
Da helfen natürlich auch Dialoge auf Scripted Reality Niveau nix, der Film lässt zu jeder Zeit erahnen, dass man es hier mit einem wunderbar fehlgegangenen Schnellschuss erster Kajüte zu tun hat - ganz nach dem Motto: lasst uns mal 'nen Film mit dem Weller und Althof machen, der Rest kommt von selbst.
Trotzdem bzw. gerade deswegen macht Macho Man aber jede Menge Spaß; man sollte sich nur beim Anschauen nicht selbst ständig die Frage stellen: "Bin ich zu der Zeit auch so rumgelaufen?"

Fazit: Allerfeinster Trash mit hohem Kultfaktor, etwas nackter Haut und (zu-)viel 80er Jahre Zeitkolorit.

Punktewertung: 7,5 von 10 Punkten (auf der Trashskala landet der Film fast bei einer vollen 10...)