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Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Dienstag, 15. Januar 2013

Einmal die 9, süß-sauer mit Arsen!

Der Geheimnisvolle Doktor Fu Man Chu (The Mysterious Dr. Fu Manchu)
USA 1929
R.: Rowland V. Lee


Worum geht's?: China zur Zeit des Boxeraufstands.
Dem hochgebildeten, chinesischen Doktor Fu (Warner Oland) wird ein Kind der weißen Besatzer zur gütigen Verwahrung anvertraut, während auf den Straßen seiner Heimatstadt Krieg herrscht.
Der Doktor ist ein Freund des Westens und nimmt sich sofort väterlich des kleinen Mädchens an, doch als eine Salve der britischen Armee seine Frau und Kind tötet, schwört der Intellektuelle den Mördern seiner Familie blutige Rache.
Jahre später erhalten britische Exmilitärs Todesdrohungen und Karten mit dem Bildnis eines chinesischen Drachens, dessen Hals von einem großen Blutfleck "durchtrennt" wird.
Auch die Familie der Petries muss um ihr Leben zittern, war es doch Großvater, der seinerzeit die Todesschützen vor Fus Anwesen befehligte.
Tatsächlich hat Petries Junior (Neil Hamilton) im Londoner Nebel bereits die Bekanntschaft mit einer geheimnisvollen Schlafwandlerin gemacht, welche in Wahrheit das auf die Familie angesetzte Mündel Fu Manchus, Lia (Jean Arthur), vom Anfang des Films ist.
Gottseidank ist aber der ausgebuffte Inspector Nayland Smith (O. P. Heggie), Scotland Yards bester Mann, dem nach Rache dürstenden Chinesen auf der Spur, welche ihn durch die rauchverhangenen Hafenspelunken direkt zum sturmumtosten Herrensitz der Familie Petrie führt, wo bereits eine teuflische Falle darauf wartet, zuzuschnappen und alle in den Tod zu reißen...


Wie fand ich's?: Dies ist der erste Tonfilm, der auf Basis der von Sax Rohmer (*1883, †1959) erfundenen Romanfigur Dr. Fu Manchu entstanden ist.
Bereits sechs Jahre zuvor, im Jahre 1923, hatte es der diabolische Asiat in Form eines Serials mit dem Titel The Mystery of Dr. Fu Manchu in die Kinos geschafft, dazumal noch von H. Agar Lyons dargestellt.
Nun übernahm der Schwede Warner Oland den Stab von Lyons und schenkte dem bösen Doktor erstmals auch im Kino eine Stimme (Arthur Hughes lieh Fu Manchu bereits früher von 1927 - 1931 seine Stimme im US-Radio).
Oland, der eigentlich Johan Verner Ölund hieß, wurde zwar erst in der Rolle des ebenfalls asiatisch-hawaiianisch stämmigen Privatdetektivs Charlie Chan einem großen Publikum bekannt, doch sollte er auch noch im Sequel The Return of Dr. Fu Manchu (USA 1930) bei dem ebenfalls Rowland V. Lee die Regie führte den Bösewicht geben.
Für heutige Sehgewohnheiten lässt The Mysterious Dr. Fu Manchu noch sehr deutlich seine Nähe zur Stummfilmära erkennen, neigen doch alle Darsteller zum theatralischen Overacting und bleibt die Kamera fast ständig statisch auf die Mitte der Szenenbilder gerichtet.
Besonders die später in Hollywoods oberste Riege aufgestiegene Jean Arthur spricht ihre Sätze mit so viel schmalzig-naivem Pathos und einer solch piepsigen Stimme, dass man sich nur wundert, dass aus diesem zarten Fräulein ein dermaßen großer Star erwachsen konnte.
O. P. Heggie, der den Fans klassischer Horrorfilme als menschelnder Einsiedler in James Whales meisterhaftem Sequel The Bride of Frankenstein (USA 1935 dt.: Frankensteins Braut) ein Begriff sein sollte, spielt seinen allwissenden Inspektor mit so viel Elan und Tatendrang, daaa man sich auch hier eher an eine Comicfigur erinnert fühlt.
Trotzdem, oder gerade deshalb, macht aber dieser Film auch heute noch Spaß, zumal der rassistische Hintergrund der Hauptfigur, welcher ja im Grunde auf den Begriff der Yellow Peril bzw. den der Gelben Gefahr zurückgeführt werden kann, in diesem Film durch die dargestellte familiäre Tragödie des Doktors zu Beginn der Handlung, merklich abgemildert wird und seine Taten nachvollziehbarer macht.
Hervorzuheben sind noch die tollen Sets, welche so heute einfach nicht mehr gemacht werden und den vollen Charme dieser Zeit widerspiegeln.


Fazit: Für Freunde des gepflegten Schwarz/weiss-Grusels durchaus eine veritable Wiederentdeckung!

Punktewertung: 7,75 von 10 Punkten