Egal ob Exploitation, Gialli, Horror oder Sci-Fi...
Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Freitag, 4. Januar 2013

Die Wut der Stadtguerillas

The Spook Who Sat by the Door
USA 1973
R.: Ivan Dixon

Worum geht's?: Im Zuge einer Wahlwerbekampagne eines weißen U.S.-Senators werden zehn Afroamerikaner zum Training für den Dienst bei der C.I.A. zugelassen.
Eigentlich sollten die Bedingungen so erschwert sein, dass jeder von ihnen an der einen oder anderen Stelle der Ausbildung aus der Kurve getragen wird, aber der zurückhaltende Dan Freeman (Lawrence Cook) schafft es trotz aller Hürden die Lehrjahre zu durchstehen und eine Stelle als Leiter der Reproduktionsabteilung zu ergattern, was letztendlich bedeutet, dass er seine Arbeitszeit am Fotokopierer in einem geschlossenen Kabuff im Keller verbringen soll.
Doch ab und an darf Freeman aus dem Keller heraus, und zwar dann, wenn man ihn als gelungenes Integrationsmodell irgendwelchen Politikern und Lobbyisten vorführen will.
So verwundert es beim Geheimdienst auch niemanden, dass der gelehrige Dan nach Jahren selbst aus dem Job aussteigen und in seiner Heimatstadt Chicago als Sozialarbeiter und Streetworker tätig sein möchte.
Was Freeman allerdings tatsächlich mit der schwarzen Gemeinde der Großstadt vorhat, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Zusammen mit der Straßengang der Cobras baut Dan eine immer größer werdende Untergrundarmee auf, welche er für den anstehenden Freiheitskampf mit den gleichen Mitteln ausbildet, die Vater Staat auch bei ihm angewendet hat.
Als zwei weiße Polizisten im Getto des nachts ein 15jähriges, schwarzes Mädchen erschießen scheint die Revolution nicht mehr fern zu sein.
Doch Guerillakrieg erfordert Blutvergießen und wenn es selbst das Blut zweier alter Freunde ist...

Wie fand ich's?: Schon die Synopsis lässt erahnen, dass dies ein Film ist, der mehr als ein schwieriges Thema auf den Teller bringt. Neben Fragen der Chancengleichheit, Gettoisierung und dem sogenannten Tokenismus (d. h. eine zu einer Minderheit gehörende Person wird lediglich aus Werbezwecken bei einem Unternehmen angestellt), wird hier eine afroamerikanische Guerillaarmee gezeigt, welche es mit den weißen Unterdrückern aufnehmen will.
Es ist somit nachvollziehbar, dass man in die fiktionale Story nach einem Roman des Autors Sam Greenlee, der von der britischen Sunday Times zum Buch des Jahres 1969 gekürt wurde, einen Aufruf zu Aufruhr und Gewalt hereininterpretieren kann und The Spook Who Sat by the Door fast mehr als 30 Jahre lang seinem Publikum größtenteils vorenthalten wurde.
Rechteinhaber United Artists weigerte sich über die Jahre beharrlich den Film nach einem sehr kurzen Gastspiel in den Kinos der Öffentlichkeit weiter zugänglich zu machen, sodass für lange Zeit nur schäbige VHS-Bootlegs eine seltene Möglichkeit darstellten, den Streifen überhaupt noch einmal sehen zu können.
Scheinbar wurde der Film mithilfe des F.B.I. schnell unter den Teppich gekehrt, sah man sich doch besorgt darüber, dass eine weitere Vorführung tatsächlich zu Rassenunruhen führen könnte, oder dass manche Zuschauer die Handlung auf die eine oder andere Weise in die Realität verlegen könnten.
Erst 2004 tauchte eine DVD auf dem amerikanischen Markt auf, welche den Film in guter Qualität und mit einigem Bonusmaterial (Interviews, Trailer und Spots) endlich wieder legal zugänglich machte.
Nach Ansicht des Films muss man zunächst sagen, dass man Ivan Dixons lange TV-Karriere, sowohl als Darsteller wie auch als Regisseur, durchaus anmerken darf, ebenso, wie sich auch das geringe Budget bemerkbar macht.
Zwar ist auch Michael Kahn heute als von Steven Spielberg viel beschäftigter Cutter solcher Klassiker wie Raiders of the Lost Ark (USA 1981 dt.: Jäger des verlorenen Schatzes) oder Schindler's List (USA 1993 dt.: Schindlers Liste) etc. vielen Filmfans ein Begriff, doch befindet man sich hier technisch eher auf einem sehr schlichten Niveau, so das Kahn mit seiner Handwerkskunst kaum auffallend punkten kann.
Inhaltlich bietet man dagegen einen äußerst gelungener Mix aus klassischer Blaxploitation, Agententhriller und Milieustudie, welcher auch heute noch einiges an Sprengkraft besitzt und dem man eine gewisse Realismusnähe nicht absprechen kann.

Fazit: Ein wichtiges Stück Agitationskino! Gallig, polemisch und dabei außerdem sehr unterhaltsam!

Punktewertung: 8,5 von 10 Punkten