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Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Dienstag, 12. Februar 2013

Der große Knall

Die Nacht der Entscheidung (Miracle Mile)
USA 1988
R.: Steve De Jarnatt

Worum geht's?: Als der junge Musiker Harry (Anthony Edwards) endlich in einem Museum die Frau seiner Träume (Mare Winningham) trifft, glaubt er, den großartigsten Tag seines Lebens zu erleben.
Er verabredet sich mit seiner Julie, sie des Nachts von ihrem Job in einem Diner abzuholen, verschläft aber aufgrund eines selbstverursachten Stromausfalls das heiß ersehnte Date.
Bei seinem drei Stunden verspäteten Eintreffen, trifft er zwar seine Flamme nicht mehr an, beantwortet jedoch einen Anruf an der nahegelegenen Telefonzelle.
Ein junger Soldat, der scheinbar seinen Vater in einem anderen Bundesstaat sprechen möchte, teilt Harry in Panik mit, dass man bereits dabei ist, einen Nuklearkrieg zu beginnen und schon in etwa siebzig Minuten mit dem Gegenschlag rechnen könnte.
Verstört berichtet Harry den Nachtschwärmern und Frühaufstehern im Diner von dem Gespräch, und als eine Businesslady namens Landa (Denise Crosby) nach einigen schnellen Telefonaten Harrys Aussage unterstützt, ergreifen die meisten Kunden in einem Truck die Flucht.
Man verabredet sich zu einem Treffen am Heliport eines nahen Hochhauses und plant gar bereits die Flucht zum Südpol, doch Harry will nur eines: seine Julie vor dem Atomschlag retten.
Verzweifelt sucht er auf Los Angeles Miracle Mile nach der Frau, mit der er doch den Rest seiner Tage verbringen wollte...

Wie fand ich's?: Gekonnt mischt dieser Film mehrere Genres des Unterhaltungsfilms, bis er in einer anrührenden Schlussszene wortwörtlich explodiert.
Nach der romantischen, leichten Komödie, wie sie die 80er zahlreich produzierte (so z. B. auch in Pretty in Pink [USA 1986 R.: Howard Deutch]), bietet Miracle Mile Action, (Familien-)Drama und Katastrophenfilm, bis er auf ein Ende zusteuert, welches man nach dem arg süßlichen Anfang so wohl nicht vermutet hatte.
Wahrscheinlich war es gerade dieses böse Ende, welches dem Film die kläglichen Einspielergebnisse von einer Million Dollar bescherte - gekostet hatte er ca. das drei- bis vierfache.
Vom Studiosystem enttäuscht und mitunter gar als Kassengift gebrandmarkt, sollte sich Steve De Jarnatt bis heute nur noch als gelegentlicher Regisseur bei TV-Serien umtun.
Miracle Mile war sein zweiter und bislang letzter Kinofilm.
Trotzdem hat sich dieser ungewöhnliche Film eine gewisse Kultgemeinde erarbeitet, was durchaus für die Qualität des Streifens spricht.
Zehn Jahre lang lag das Drehbuch auf den Tischen der Filmkonzerne herum, bis Autor und Regisseur De Jarnatt sein Script von Warner Brothers zurückkaufte und den Film mit Geldern eines britischen Produzenten doch noch selbst realisieren konnte.
Für die Hauptrolle besetzte man Anthony Edwards, der zwei Jahre zuvor im Hit der Saison Top Gun (USA 1986 R.: Tony Scott) in der Nebenrolle des "Goose" zu sehen war.
An seine Seite stellte man die drei Jahre ältere Mare Winningham, die zuvor in dem ebenfalls sehr erfolgreichen Liebesdrama St. Elmo's Fire (USA 1985 R.: Joel Schumacher) als Co-Mitglied des sogenannten Brat Packs mitgewirkt hatte, und die 1990 für ihre Rolle der Julie in Miracle Mile von den Indiependent Spirit Awards als beste Nebendarstellerin nominiert war.
In einer kleineren Nebenrolle werden Fans der Serie Star Trek: The Next Generation (USA 1987-1994) Denise Crosby alias Lt. Tasha Yar als toughe Geschäftsfrau Landa entdecken.
Die sphärische Musik stammt (einmal mehr) von der deutschen Elektrolegende Tangerine Dream.

Fazit: Gelungener Genremix mit dem Gefühl der 80ies. Zuckersüß am Anfang, herb in der Mitte, bitter im Ende.

Punktewertung: 7,75 von 10 Punkten