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Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Dienstag, 25. Juni 2013

Die Schwesternschaft des Klappmessers

Die Bronx-Katzen (The Jezebels)
USA 1975
R.: Jack Hill


Worum geht's?: Lace (Robbie Lee) ist ein ganz hartes Luder, nicht umsonst ist sie die Anführerin der Dagger Debs, einer berüchtigten Girl-Gang, und das Liebchen von Dominic (Asher Brauner), den Lace liebevoll Nicki nennt, aber alle anderen ehrfürchtig nur Dom rufen, ist er doch seines Zeichens Gangleader gefürchteten Daggers.
In einem Diner sucht man nach Streit, findet jedoch neben den üblichen Opfern die selbstbewusste Maggie (Joanne Nail), die sich mehr als gut zu wehren weiß, und fast dafür sorgt, dass die bereits einäugige Augenklappenträgerin Patch (Monica Gayle) auch noch den überbleibenden Glupscher verliert.
So was hinterlässt natürlich Eindruck bei der Ganggemeinde und auch ein kurzer Aufenthalt in Mom Smackleys (Kate Murtagh) Besserungsanstalt kan nicht verhindern, dass Lace und Maggie bald beste Freundinnen sind.
Sehr zum Unmut der eifersüchtigen Patch, aber sehr zur Freude Dominics, der eines Abends über Maggie in der Wohnung ihrer Mutter herfällt und mehr an der Neuen interessiert ist, als an der äußerlich so selbstsicher wirkenden Lace. Diese hütet jedoch ein kleines Geheimnis, welches Patch in ihrem ganz persönlichen Rachefeldzug gegen Maggie sehr gelegen kommt.
Alles eskaliert, als sich die Daggers mit dem ebenso zwielichtigen wie schleimigen Crabs (Chase Newhart) anlegen, der die umsatzträchtigen Geschäfte der Bande an der ortsansässigen Highschool übernehmen möchte.
Schon bald fliegt mehr als nur Fäuste durch die Luft, und Maggie muss ihre alte Bekannte Muff (Marlene Clark) aufsuchen, eine schwarze, militante Revoluzzerin, die da noch einige Sturmgewehre auf Lager hat...



Wie fand ich's?: Toughe Mädels in einem rasanten Streifen vom Meister des Exploitationgenres: Mr. Jack Hill. Hill hatte mit Spider Baby or, The Maddest Story Ever Told (USA 1968) einen ewigen Geheimtipp geschaffen und mit Sid Haig dem Genrefilm eine weitere Charakterfresse geschenkt, mexikanischen Low-Budget-Horror mit Boris Karloff veredelt und Pam Grier mit Coffy (USA 1973) und Foxy Brown (USA 1974) zur Ikone des Blaxploitationfilms werden lassen.
The Jezebels sollte aber bereits ein Jahr nach Foxy Brown Hills bis dato vorletzter Film werden, zog sich Hill nach einem Zerwürfnis bei den Dreharbeiten zu Sorceress (USA/MEX 1982 dt.: Mächte des Lichts) mit Produzentenlegende Roger Corman, fast vollkommen aus dem Filmgeschäft zurück.
Doch Hill war und ist nicht nur der König des Exploitationgenre - Hill ist auch bekannt dafür, in vielen seiner rauen Geschichten einen durchaus feministischen Subtext zu transportieren. So sind die weiblichen Figuren in seinen Filmen ihren männlichen Gegenparts zumeist deutlich überlegen (etwas, was Hills Filme u. a. mit denen seines Kollegen Russ Meyer gemein hatte) und somit das eigentliche starke Geschlecht.
Dieses Motiv findet sich auch verstärkt in The Jezebels wieder, dessen Drehbuch nicht eine einwandfreie, männliche Identifikationsfigur aufweist und dessen Sympathie ganz klar bei den Mitgliedern der Mädchengang liegt, die sich im Laufe des Films praktisch immer weiter emanzipieren.
Sisters Are Doin' It for Themselves haben die Eurythmics mit Aretha Franklin im Jahr 1985 aufgenommen, Jack Hill transportierte diesen Inhalt schon zehn Jahre zuvor.
Neben einem feministischen Subtext findet sich durch die Figur der schwarzen Revoluzzerin Muff, welche wunderbar von Marlene Clark (vgl. http://dieseltsamefilme.blogspot.de/2013/05/diese-egoistische-sucht-nach-blut.html) dargestellt wird, ein antirassistisches Motiv, welches Hill bereits in seinen Blaxploitationfilmen mit Pam Grier einbrachte und den Film wohl auch für ein schwarzes Publikum interessant machen sollte.
Für Clark war es, wie für Hill und Robbie Lee, ebenfalls das vorletzte Mal, dass sie ihren Namen auf der großen Leinwand lesen sollte und die immer etwas intellektueller als ihre Kolleginnen wirkende Clark ist ebenso eine Idealbesetzung, wie das ganze Ensemble des Films erstklassig ausgewählt wurde.
Robbie Lee hatte in der Roger Corman Produktion Big Bad Mama (USA 1974 R.: Steve Carver dt.: Liebe böse Mama) erste Erfahrungen im Genre gesammelt und liefert hier ebenfalls einen so bemerkenswerten Auftritt ab, dass man sie gerne noch öfter gesehen hätte, stattdessen lieh sie ihre Stimme (welche vielleicht etwas an Yeardley Smith, Lisas Stimme in The Simpsons, erinnert) einigen Zeichentrickpferden in der Animationsserie Rainbow Brite (USA/F/J 1984 dt.: Regina Regenbogen), bevor sie sich Ende der 80er, genau wie Jack Hill und ihre Kollegin Marlene Clark, auf ein frühes Altenteil aus dem Business zurückzog.



Fazit: Ein Exploitationmovie wie er sein soll - laut, bunt, dreckig und gemein. Gute Unterhaltung von einer lebenden Legende und einem wahren Meister seines Fachs.

Punktewertung: 8 von 10 Punkten