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Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Samstag, 12. April 2014

Handkantenrocker vs. Motoradninjas

Miami Connection (American Streetfighter)
USA 1987
R.: Woo-sang Park/Y. K. Kim



Worum geht's?: Die Rockgruppe Dragon Sound besteht aus fünf kampfsportverrückten Freunden, die zusammen ein Häuschen in Orlando, Florida besitzen und des Abends die Klubs der Stadt mit ihren Hits wie "Against the Ninja" rocken.
Allerdings macht man sich als gefragte Newcomer im Nachtleben der City leider nicht nur Freunde, besonders, wenn man die aggressiven Mitglieder einer anderen Band aus ihrem Job verdrängt.
Diese finden ausgerechnet Hilfe bei Jeff (William Ergle), dem bärtige Anführer einer Bande von kriminellen Bodybuildern und Bruder der hübschen Jane (Kathie Collier), die neuerdings bei Dragon Sound singt und gegen Jeffs Willen mit deren Bassisten John (Vincent Hirsch) schmust.
Doch selbst eine angedrohte fiese Tracht Prügel, gezückte Messer oder geschwungene Äxte können Dragon Sound nichts anhaben, denn Taekwondo-Meister Mark (Y. K. Kim) trainiert täglich mit seinen Spezis, die wie er alle Waisenkinder waren.
Die Ereignisse überschlagen sich vollends, als Jim (Maurice Smith) plötzlich von seinem noch lebenden Vater erfährt, Jeff nach einem missglückten Versuch ein Mitglied der Band zu kidnappen getötet wird und sich eine ganze Horde Ninjas, angeführt vom sinisteren Rockerfreund Yashito (Si Y Jo), den fünf Freunden fürs Leben entgegenstellt.



Wie fand ich's?: Kennen Sie Y. K. Kim? Nein? Nun, vor dem Genuss seines einzigen Filmwerks Miami Connection, welches in Deutschland auch unter dem schönen Titel Schwarze Ninja greifen an im TV gezeigt wurde, hatte ich auch noch keine Kenntnis von der Existenz des heute 57 Jährigen, der mit 13 in seiner koreanischen Heimat bereits einen schwarzen Gürtel im Taekwondo erlangte, 1977 in den Big Apple zog und einige Jahre später eine kleine Berühmtheit als erfolgreicher Besitzer einer Kette von Kampfkunstschulen erlangte.
Berühmtheit genug, um durch einen Fernsehauftritt in einer koreanischen Talkshow den eher wenig bekannten Regisseur Woo-sang Park auf sich und sein Vorhaben aufmerksam zu machen, einen Film über Kims Liebe zum Taekwondo zu drehen. Park versuchte unter dem Pseudonym Richard Park bereits seit einigen Jahren in den USA Fuß zu fassen und hatte dort bereits 1985 den erfolglosen Actioner Los Angeles Streetfighter (USA/KOR 1985 dt.: Die gelben Teufel von Los Angeles) heruntergekurbelt, den man auch unter seinem Alternativtitel Ninja Turf kennen könnte.
Hätte Y. K. Kim sich dieses Machwerk vor seiner Zusage die Produktionskosten zu Miami Connection zum größten Teil mitzufinanzieren einmal angesehen, so wäre ihm aufgefallen, dass Park vielleicht so eben sein Handwerk verstand, er aber scheinbar kein Wort Englisch sprach und so schwere Probleme hatte halbwegs vernünftige Dialoge zu schreiben und auf die Tonspur zu bannen.
Dabei sollte doch inhaltlich diesmal richtig geklotzt statt gekleckert werden. Kim schwebte ein Film über Freundschaft, Taekwondo und eine Welt ohne Gewalt vor - das fertige Script addierte jedoch noch einige weitere Elemente...
So schmiss man alles in den Mix, was momentan im Actionkino angesagt war und was man irgendwie einbinden konnte: leise Ninjas und laute Rockmusik, tödliche Drogendeals und pimpelige, erwachsene Waisenkinder, schwere Bodybuilder und harte Motorradgangs, Weiberaufreißen am Strand, eine mit Zwietracht beäugte Romanze, latente (?) Homoerotik unter männlichen WG-Genossen und natürlich Taekwondo.
Viel hilft viel, war hier offenkundig die Devise, und dass man einen simplen Actionfilm mit zu viel Drumherum leicht auch überfrachten kann, auf diese Idee kam keiner. So wirkt der Subplot um den wiedergefundenen Vater pathetisch (aber auch irgendwie charmant), die Motivationen der Badguys wenig nachvollziehbar, die Musikszenen absolut peinlich.
Was Miami Connection aber aus dem Gros anderer gescheiterter Actionfilme der 80er heraushebt, ist das spürbare Herzblut und der klare Wille alles richtig zu machen. Wie bei Ed Woods Plan 9 from Outer Space (USA 1959) sind alle Zutaten eigentlich vorhanden einen netten, zeitgemäßen Genrefilm abzuliefern, doch leider scheiterte dies am einvernehmlichen Unvermögen aller Beteiligten. Miami Connection ist unfreiwilliger Trash mit absolutem Kultpotenzial, eben weil stets so putzig versucht, es allen recht zu machen.
Irgendwie schaffte es der Film 1987 sogar nach Cannes, scheiterte jedoch gigantisch an den wenigen Kinokassen, die er erreichte. Y. K. Kim verlor als Produzent des Films eine Unmenge Geld (manche Quellen sprechen von einigen Millionen), schnitt ohne seinen Regisseur neue Szenen in den fertigen Film und verpasste dem Werk nachträglich ein Happy End - alles umsonst. Niemand wollte den Film zeigen, sein Produzent, Star, Autor und unfreiwilliger Co-Regisseur war ruiniert.
Miami Connection war bis zu seiner Wiederentdeckung durch einen texanischen Kinokettenbesitzer im Jahr 2009 vergessen, erlebte dann aber sehr zur Überraschung Kims seine zweite Auferstehung in vollen Kinosälen und auf heimischen Fernsehgeräten.
Young Kun Kim tourt neben seiner Tätigkeit als Martial Arts Lehrer mittlerweile sehr bezeichnend auch als Motivationstrainer und erwähnt den Film nun auch wieder mit Stolz auf seiner Webseite.
Man könnte glauben, jemand hätte dieses Happy End auch schnell mal nachgedreht.



Fazit: Wie eine fast perfekte Pizza mit zu viel Belag und extra Käse: Im Prinzip leckeres Fast Food - kann jedoch auch schnell auf den Magen schlagen.



Punktewertung: Fans von feinem Actiontrash geben 7,75 von 10 Punkten - andere wenden sich mit Grausen ab...