Egal ob Exploitation, Gialli, Horror oder Sci-Fi...
Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Montag, 28. Juli 2014

Wenn alles in Trümmern liegt...

Threads
GB/AUS/USA 1984
R.: Mick Jackson


Worum geht's?: Großbritannien - Mitte der 80er Jahre.
Ruth (Karen Meagher) und Jimmy (Reece Dinsdale) sind ein junges Liebespaar im nordenglischen Sheffield, deren Leben sich zu ändern beginnt, als Ruth sehr zum Unmut ihrer Eltern von Jimmy plötzlich schwanger wird und die beiden heiraten wollen.
Während Jimmy auf Wohnungssuche geht, gerät jedoch in Vorderasien langsam der Weltfrieden aus den Fugen, denn ein Konflikt der USA mit sowjetischen Streitkräften im Iran bestimmt die Nachrichten. Zwar ist die Bevölkerung verunsichert, doch geht das Leben in Nordengland für den Großteil der Leute schlicht weiter, während nur wenige Personen wie der Bürgermeister ihre Notfallpläne aus der Schublade kramen.
Als jedoch ein US-Ultimatum gegenüber den Sowjets abläuft, der Konflikt vollends zu eskalieren scheint und letztendlich der Notstand ausgerufen wird, kommt es schnell zu Unruhen und Streiks.
Bald werden Tankstellen geschlossen, Krankenhäuser geräumt und Kunstwerke aus den Museen entfernt, während die Ordnungskräfte schonmal prophylaktisch "Subversive" verhaften.
Am 26. Mai kommt es schließlich zum nuklearen Kräftemessen, was beide Seiten nur gleichermaßen verlieren können. Die Folgen sind verheerend und kommen praktisch einer andauernden Apokalypse gleich.
Schwanger und unter andauerndem Schock wandert Ruth durch die Trümmer ihrer Stadt, auf der Suche nach ihrem Jimmy, während der Bürgermeister, eingeschlossen in seinem unterirdischen Bunker, mit seinem Krisenstab versucht den Schäden auch nur im kleinsten Ansatz Herr zu werden.


Wie fand ich's?: Zum Thema Atomkrieg gibt es drei (TV-)Filme, welche das Thema ebenso realistisch wie schockierend abbilden. Zum einen den sehr bekannten, amerikanischen The Day After (USA 1983 R.: Nicholas Meyer dt.: Der Tag danach), dann den frühen, britischen The War Game (GB 1965 R.: Peter Watkins dt.: Kriegsspiel) und in der Popularität zuletzt wohl den hier besprochenen, ebenfalls britischen Threads. Während The Day After sich von allen drei Beispielen am stärksten um einen klassischen Erzählstil bemüht, ist der 1967 als bester Dokumentarfilm oscarprämierte The War Game mit seinen 48 Minuten der deutlich kürzeste Beitrag, welcher ebenso wie Threads schnell einen mehr dokumentarischen Ton anschlägt.
In der Darstellung der Folgen eines Atomkriegs auf die Bevölkerung der betroffenen Staaten, schenken sich die drei Filme nur wenig, aber man kann Threads meines Erachtens die größte (wichtige) Schockwirkung zusprechen. So zeigt dieser Film eindringlich, wie der bisherige Alltag und Lebensstil von einer Sekunde auf die nächste vollkommen zu existieren aufhört und durch eine endlose Serie von Tod, Schmerz und Entbehrung ersetzt wird. Wo The Day After nur einige Wochen nach den Nuklearschlägen bereits endet, zeigt Regisseur Mick Jackson zudem die Auswirkungen dieser gar über Jahre und Generationen, und verdeutlich überaus schockierend, was es heißt, praktisch direkt ins Mittelalter zurückgebombt zu werden. Dieser Umstand und die vollkommen ungeschönten Bilder verleihen Threads eine Schlagkraft, welche seine Zuschauer erzittern lässt und wohl große Teile direkt zum Pazifismus bekehrt.
Das man sich hier nicht nur auf Mutmaßungen verließ zeigt die lange Liste von wissenschaftlichen Beratern im Abspann, unter denen sich auch der bekannte amerikanische Gelehrte und Schriftsteller Carl Sagan befindet.
Als positive Nebenwirkung erfuhr der aufgrund seiner (auch politischen) Wirkung zunächst von der BBC zurückgehaltene The War Game mit der Ausstrahlung von Threads ganze zwanzig Jahre nach seiner Entstehung eine erneute, breitere Veröffentlichung.
Es bleibt zu hoffen, dass diese Filme, die man (gottseidank) auch dem Genre der Science-Fiction zurechnen kann, bei den richtigen Leuten einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Mich haben sie jedenfalls direkt ins Mark getroffen!


Fazit: Ebenso verstörend, wie Augen öffnend. Ein wichtiger Film über ein leider immer noch aktuelles Thema.


Punktewertung: 9,5 von 10 Punkten