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Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Montag, 11. August 2014

Ein infantiler Mitternachtssnack

Midnight Madness (Wahnsinnsjagd um Mitternacht)
USA 1980
R.: Michael Nankin/David Wechter


Worum geht's?: Leon (Alan Solomon), ein scheinbar gleichermaßen verspieltes wie kreatives, leptosomes Genie, hat sich für seine Mitschüler am College etwas ganz großes einfallen lassen: The Great All-Nighter!
Diese eine ganz Nacht andauernde Schnitzeljagd soll fünf Teams durch ganz L.A. führen, wo sie an verschiedenen Orten nach verschlüsselten Hinweisen suchen müssen.
Adam (David Naughton) führt das sympathische gelbe Team an, welches sich gegen ein Team aus nervösen "Nerds" (deren Anführer: Eddie Deezen), einer Gruppe "Jocks", dem ständig mogelnden blauen Team unter der Leitung des arroganten Snobs Harold (Stephen Furst) und dem rein weiblichen roten Team behaupten muss.
Die Jagd führt die verrückten Typen von einem Observatorium zu einem Klaviermuseum, von einer betriebsamen Großbrauerei über ein klassisches Diner zu einem Minigolfplatz im Dunkel.
Und da hat die Nacht erst gerade begonnen!


Wie fand ich's?: Manchmal stoße ich auf Filme, die bereits in den ersten Minuten mein Herz gewinnen.
Midnight Madness mag objektiv betrachtet für manche vielleicht lediglich ein etwas schlecht gealtertes Relikt der beginnenden 80er Jahre sein, vollgestopft mit biederer Americana, doch ich hatte recht unvermutet eine wunderbare Filmerfahrung gemacht.
Hätte ich diesen Film zur Zeit seiner Erstauswertung gesehen, wäre er mir vermutlich nicht sonderlich aufgefallen, dazu kommt er eigentlich viel zu normal daher. Midnight Madness erfüllt alle Klischees einer College-Komödie ohne bereits in die frivoleren Gefilde der sogenannten Gross-Out Filme zu gelangen, die in den USA mit Bob Clarks Porky's (USA 1982) zwei Jahre nach Midnight Madness an den Kinokassen hoch erfolgreich waren und ihr Setting ebenfalls im Hochschulmilieu fanden. Stattdessen gilt es wieder am ewigen Kampf zwischen Jocks und Nerds teilzuhaben, was ein ebenso häufiges Motiv in dieser Art von Film darstellt, bei dem die schwächlichen Eierköpfe oft genauso schlecht wegkommen, wie die aggressiven, unterbelichteten Sportskanonen.
Midnight Madness darf sich rühmen nach The Black Hole (USA 1979 R.: Gary Nelson dt.: Das schwarze Loch) der zweite Film aus dem Hause Disney gewesen zu sein, der ein PG-Rating bekommen hatte - soll heißen: Eltern wurde empfohlen ihre unter zwölf Jahre alten Kinder ins Kino zu begleiten, um hier ihnen an bestimmten, freimütigen Szenen ggf. Augen und/oder Ohren zuhalten zu können. Diese Einstufung dürfte ein heutiges, abgeklärtes Publikum etwas verwundern, wird doch in lediglich einer Szene angedeutet, dass ein Minderjähriger einer jungen Damen beim Entkleiden zusieht (ohne allerdings tatsächlich die Nackte zu zeigen) und fällt in einer anderen Szene ein dumpfer Jock ins Bierbecken der Pabst Brauerei, aus dem er wenig später voll aber glücklich von seinen Kumpanen gerettet wird.
Noch viel erstaunlicher ist, dass zudem die Biersorte Pabst Blue Ribbon im Film mehrfach explizit genannt wird und wir es hier ganz klar mit einem ersten Fall von deutlichem Product Placement in einem Disneyfilm zu tun haben, der somit vielleicht tatsächlich (wie auch ein Jahr zuvor The Black Hole) auf ein etwas älteres Publikum abzielen sollte.
Wer nun jedoch nach erwachsenen Inhalten suchen will, kann dies direkt vergessen. Midnight Madness ist pure (wenn natürlich auch sehr gesittete - Disney, remember?) 80er Lebensfreude, in der nebenher ein sehr junger Michael J. Fox sein Leinwanddebüt haben durfte. Dass ausgerechnet der in diesem Film als fast einziger etwas blass und langweilig aufspielende Fox später die größte Karriere aller Darsteller des Streifens hinlegen sollte, ist hier noch kaum abzusehen.
Der Charme von Midnight Madness mag sich vielen jüngeren Lesern nicht erschließen, entsprießt er bei mir persönlich doch aus einem Keim der Nostalgie und dem Gefühl, dass ein solcher Film heute nicht mehr möglich wäre, ohne sich wirklich plattester Zoten zu bedienen.
Andere hat dieser Film dazu verleitet der Idee des Films eine reale Entsprechung zu geben, und so fanden zumindest in den USA mehrfach nächtliche Schnitzeljagden nach dem Vorbild des Films statt. Leons Erbe lebt!


Fazit: Für einen nostalgischen Sonntagvormittag bestens geeignet. Eine verrückte Reise durch eine seit mehr als dreißig Jahren vergangene Nacht - let's take a trip down memory lane...



Punktewertung: 8,25 von 10 Punkten