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Samstag, 9. August 2014

The Twilight Blog #8 - Wenn geschliffenes Glas bricht...

The Twilight Zone - Staffel 1, Episode 8
Time Enough at Last (dt.: Alle Zeit der Welt)
B.: Rod Serling, basierend auf einer Kurzgeschichte von Lyn(n) Venable
R.: John Brahm
US-Erstausstrahlung: 20. November 1959 (BRD: 20.11.1991)


Die Story: Henry Bemis (Burgess Meredith) ist ein scheuer Bücherwurm, der selbst an seiner Arbeitsstelle, einem Bankschalter, nur für Sekunden den Blick von den Seiten seiner Bücher nehmen kann. Gerade im Tresorraum in einem Dickens vertieft wird er unversehens der vielleicht letzte Mensch auf Erden, und während die Welt um ihn herum schon zerbrochen ist, zerbricht die Seine, als zerbricht, was nun nicht mehr zu ersetzen scheint.


Das Zwielicht durchbrochen: Dies ist vermutlich eine der international populärsten Folgen der Twilight Zone, welche es regelmäßig gleichermaßen in die Bestenlisten von Fans und Kritikern schafft. Das mag zum einen an der einprägsamen, simplen Pointe der Geschichte liegen, zum anderen liefert Hauptdarsteller Burgess Meredith eine eindrucksvolle Darbietung als ebenso liebenswerter wie verschrobener Büchernarr ab, der sich ständig beim Lesen den Ablenkungen des Alltags erwähren muss, die täglich in den Formen von Chef, Kunden und Ehefrau daherkommen.
Serlings Drehbuch basiert hier zum ersten Mal nicht auf einer eigenen Idee, sondern auf der sehr kurzen Short Story gleichen Titels aus der Feder einer Literatin namens Marylin Venable, deren (androgyner) Künstlername Lynn mal mit einem, mal mit zwei "n" geschrieben wird. Venable behauptet in einem Interview mit den San Jose Mercury News aus dem Jahr 2012, dass Serling ihre Geschichte Ende der 50er Jahre für $500 kaufte, sie aber nie Serling persönlich traf oder gar irgendwelche spätere Tantiemen für ihr berühmtes Werk erhalten hat. Ihre wenigen weiteren Geschichten sind mehr oder minder dem völligen Vergessen anheimgefallen und die sich selber als hemmungslose Leserin bezeichnende Venable freut sich im Rückblick allein über die Tatsache, dass Serling ihre Story absolut getreu adaptierte.
Regie führte John Brahm (*1893; †1982), ein bereits zu Zeiten des Film Noir viel beschäftigter, deutscher Immigrant, dessen Vornamen eigentlich Hans und Julius waren und der 1933 zusammen mit seiner Gattin vor den Nazis über Frankreich und England schließlich ins vermeintliche Land der unbegrenzten Möglichkeiten geflüchtet war. Brahm sollte in den 50er und 60er Jahren praktisch unablässig fürs US-TV arbeiten und so auch genau bei einem Dutzend Folgen von The Twilight Zone den Regiestuhl besetzen.
Ich für meinen Teil, weiß Time Enough at Last als Fan der Serie natürlich durchaus zu schätzen, doch möchte ich nur vier von fünf möglichen Punkten vergeben, da ich dieser Episode aufgrund ihrer Einfachheit über die Zeit hinweg doch etwas überdrüssig geworden bin. Darum meine eher verhaltene Wertung - Neulingen der Serie möchte ich diesen legendären Klassiker aber trotzdem ans Herz legen.


Episodenwertung: ****/5