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Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Sonntag, 26. Oktober 2014

Spiel ohne Grenzen

I Declare War
CA 2012
R.: Jason Lapeyre, Robert Wilson


Worum geht's?: In einem großen, kanadischen Waldgebiet spielen Kinder Krieg. Ziel des Spiels ist es, die gegnerische Flagge aus der versteckten Basis des Feindes zu erobern.
Führer der rivalisierenden Gruppen sind der bedachte, strategisch denkende P.K. (Gage Munroe) und der blonde, nicht viel weniger intelligente Schönling Quinn (Aidan Gouveia).
Beide glauben in den Kopf ihres jeweiligen Gegners sehen zu können, doch setzt sich kurzerhand der sadistische Skinner (Michael Friend) durch einen Putsch auf Quinns Führungsplatz.
Zu P.K.'s Beunruhigung gelingt es dem zornigen, leicht übergewichtigen Skinner zudem seinen besten Freund Kwon (Siam Yu) gefangen zu nehmen.
Während Skinner den ihm körperlich unterlegenen Jungen mit einem Brett und schweren Steinen zu quälen beginnt, zieht P.K. alle Register, um seinen treuen Gefährten zu befreien - doch schon bald muss der kleine Hobbystratege erkennen, dass Skinner auch vor dem Übertreten der bei den Kindern heiligen Regeln des Kriegsspiels nicht haltmacht...


Wie fand ich's?: Kinder beim Kriegsspiel. Ihre Vorstellungskraft lässt die aus Ästen und Klebeband zusammengefügten Holzgewehre zu realen Präzisionswaffen werden; ein entrindeter Baumstamm wird direkt zur schusskräftigen Bazooka.
Ihr (Kriegs-)Spiel hat strikte Regeln, die von ihnen vollkommen verinnerlicht wurden. Nur wer von einer Granate (einer mit roter Farbe gefüllten Wasserbombe) getroffen wird, ist tot und muss den schmachvollen Nachhauseweg antreten.
Ego-Shooter und einschlägige Filme haben das uralte Spiel längst verändert, die Kinder hören während der Scharmützel in Wald und Wiese heutzutage das unheilvolle Geräusch eines vorbeifliegenden Kampfhubschraubers und der Schrei "Medic!" scheint einem getroffenen Mitspieler vollkommen normal aus dem Munde zu kommen.
Klar, I Declare War ist auch eine Allegorie auf die Erwachsenenwelt, doch zeigt der Film auch, wie der Einfluss der Medien ein harmloses Räuber-und-Gendarm-Spiel "modernisiert" hat, sodass es in den Köpfen der Kinder bereits verblüffend einem Level aus Call Of Duty gleicht.
Vergleichen einige Kritiker diesen Film direkt mit William Goldings Herr der Fliegen, nur um dann auf die Schwächen von I Declare War gegenüber der Größe von Goldings Werk hinweisen zu können, so möchte ich hier ohnehin etwas tiefer stapeln.
I Declare War erzählt zunächst eine ganze Reihe an Geschichten über Freundschaften und über die Konflikte, die entstehen, wenn diese gestört werden oder gleich ganz zerbrechen. So läuft die Hauptstory um P.K. und seine Nemesis Skinner letztendlich auch auf einen schönen Twist zu, der die Figuren in ein neues Licht rückt und den Ansatz des Films zu einem leicht düsteren Coming-of-Age-Drama nur weiter unterstreicht. Ein schönes Detail in dieser Hinsicht ist auch der Umstand, dass P.K. mehrfach seine Liebe zur historischen Figur George S. Pattons und Franklin J. Schaffners Biopic Patton (USA 1970 dt.: Patton - Rebell in Uniform) im Besonderen andeutet.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass I Declare War ein unterhaltsamer Film ist, der seine Aussagen weit einfacher und deutlicher trifft als die (über-)großen Klassiker, mit denen er mithin verglichen wird. Die schauspielerischen Leistungen der sehr jungen Darsteller sind durch die Bank als gut zu bezeichnen und auch auf technischer wie auf handwerklicher Seite gibt es kaum was Größeres zu bemängeln.
Die deutsche Veröffentlichungen (DVD/Blu Ray) vom noch jungen, aber engagierten Label OFDb Filmworks bieten ein hervorragendes Bild und einige nette Extras, sodass ich hier eine klare Kaufempfehlung geben möchte.


Fazit: Erreicht zwar weder den Stellenwert von La guerre des Boutons oder Lord of the Flies - bietet jedoch alle Voraussetzungen für einen gelungenen Filmabend.


Punktewertung: 7,25 von 10 Punkten