Egal ob Exploitation, Gialli, Horror oder Sci-Fi...
Von Grindhouse bis Arthouse...
Besprechungen übersehener, unterbewerteter oder obskurer Werke der Filmgeschichte!

Samstag, 21. März 2015

Dancing in the Moonlight

The American Astronaut
USA 2001
R.: Cory McAbee


Worum geht's?: In einer heruntergekommenen Bar auf dem Kleinplaneten Ceres sitzt Professor Hess (Rocco Sisto) allein bei einem Bier - und das an seinem Geburtstag. Er erwartet die Ankunft des freischaffenden Weltraumabenteurers Samuel Curtis (Cory McAbee), dessen todbringende Nemesis er ist.
Curtis erhält vom Bartender (Bill Buell) der Kneipe den Auftrag, einen Jugendlichen (Gregory Russel Cook), der nur unter dem Pseudonym "Der Junge, der tatsächlich eine weibliche Brust gesehen hat" bekannt ist, von der rein männlich besetzten Arbeiterkolonie auf Jupiter, zur Venus zu bringen, wo die gänzlich weiblichen Bewohnerinnen den für dessen Familie kostbaren Leichnam des letzten maskulinen Bewohners besitzen.
Nach einem Tanzturnier, das Curtis zusammen mit seinem alten Kumpel, dem Blueberry Pirate (Joshua Taylor), klar gewinnt, macht sich dieser auf dem Weg, einen in der Entstehung befindlichen weiblichen Klon gegen den jungen Mann zu tauschen, dessen Anblick einer nackten Damenbrust ihn zu einer lebenden Legende auf seinem Planeten gemacht hat.
Doch Hess ist den beiden Männern ständig auf den Fersen und hinterlässt dabei eine staubige Spur des Todes, macht er doch bei jeder Gelegenheit Gebrauch von seiner Handfeuerwaffe, die Getroffenen in Sand verwandelt.


Wie fand ich's?: Kann man einen Kultfilm planen? Reicht ein ausgefallenes Sujet allein, einen solchen entstehen zu lassen?
Natürlich nicht.
Trotzdem kann man es ja mal versuchen, und wenn das Publikum nur aufgeschlossen genug ist - wer weiß, was dann passiert?
Cory McAbee hat es probiert und sein Ergebnis kann sich sehen lassen. Als Kopf der Billy Nayer Show, einer Avantgarderockband, hatte er bereits früh seine Musik in selbst gemachte Kurzfilme eingebracht und damit mehrfach das Sundance Film Festival unsicher gemacht.
The American Astronaut sollte sein erster Langfilm werden und Publikum wie Kritiker wenn nicht glücklich, dann wenigstens verwirrt zurücklassen. Ein Sci-Fi-Western mit Tanzszenen, gezeichneten Raumflügen, bevölkert von seltsamen Charakteren? Was zum Teufel?
Hinzu kommen Anspielungen auf die latente Homosexualität der Hauptcharaktere, eine tolle Schwarz-Weiß-Fotographie und ein sonderbarer Soundtrack, angefüllt mit befremdlichen Hits der Billy Nayer Show, die wie originäre Oldies klingen.
Cory McAbee hat mit The American Astronaut etwas ganz Eigenes geschaffen - einen Film, zu dem einem kein direkter Vergleich einfällt. Mich erinnerte das Ganze stellenweise an Stanislav Lems Figur des unbekümmerten Weltraumbummlers Ijon Tichy und der tollen ersten Staffel der deutschen TV-Serie Ijon Tichy: Raumpilot (D 2007 R.: Chaoud/Jacobsen/Jahn), andere Kritiken ziehen Jim Jarmusch (ich würde sagen: zu 45% korrekt), die Rocky Horror Picture Show (na, ja: zu weniger als zu 10% schlüssig, mehr nicht...) oder mal wieder den frühen David Lynch (irgendjemand ist wohl immer der Auffassung...) zum Vergleich hinzu.
Wer also ein Herz für das Abseitige hat (wie heißt dieser Blog doch gleich noch mal?), Rockabilly nicht per se ablehnt und den Schwarz-Weiß-Film als die einzig wahre Darreichungsart feiert: Cowboyhut auf, Sessel in Startposition rücken und das Tanzbein ruhig schon mal im Takt des eigenen wilden Herzschlags einwippen lassen...


Fazit: Einzigartig, bizarr und wild. Für Personen, die auch im All den Wilden Westen vermuten und die selbst im Absonderlichen noch den Witz ausmachen können.


Punktewertung: 8,75 von 10 Punkten